Ferieninsel Krautsand - 20 -

 

 

 

 

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Willi klingelte der Krankenschwester. Sie war pummelig und ihre blauen Augen erinnerten Willi an die Blinker seiner Angel.

„Eine Schmerztablette, bitte", rief Willi ihr zu.

Sie zog ihre Lippen kraus nach oben und kehrte kurze Zeit später mit einer Tablette und einem Glas Wasser zurück.

„Hier!" Sie hielt ihm die längliche Pille hin. Der Italiener stöhnte.

„Hatte ich mit dem eine Schlägerei?"

Die Schwester grinste. „Also was Sie heute Nacht niedergestreckt hat, weiß ich nicht. Der jedenfalls hatte einen Unfall.

„Schwer verletzt?" Jetzt tat er Willi richtig Leid.

„Prellungen und eine Gehirnerschütterung, so weit ich weiß."

„Dafür ist er aber ganz schön verbunden."

Sie zuckte mit den Schultern und verschwand.

Willi schaute zu seinem Bettnachbarn, der seine Augen geöffnet hatte.

„Mein Kopf!" Der Italiener fasste sich an die Stirn, betastete das Pflaster an seiner Schläfe und betrachtete dann sein eingebundenes Bein.

„Hallo, ich heiße Willi. Willi Schneider."

„Was ist passiert?"

„Unfall."

„Unfall? Wie lange bin ich schon hier, was haben wir für eine Tag?"

„Jetzt weiß ich es wieder. Vorhin habe ich es noch nicht gewusst. Schädelbasisbruch. Wissen Sie."

„Schädelbasisbruch?" Wieder fasste sich der Italiener an seinen Kopf.

„Nicht Sie, ich! Sie haben nur eine Gehirnerschütterung."

Der Italiener stützte sich im Bett hoch und starrte Willi an. „Sind Sie nicht der …"

"…Angler, richtig. Wir haben uns beim Kotterbachsee gesehen." Willis Mund verzog sich zu einem breiten Grinsen. Die Schmerztablette wirkte und das Schönste war, sein Bettnachbar war unschuldig an seinen Zustand.

„Willi Schneider"!, wiederholte er noch mal.

Bene. Giovanni Pavarese." Er blickte sich im Zimmer um und schob mit schmerzverzerrten Gesicht seine Beine über die Bettkante.

„Bei einer Gehirnerschütterung muss man liegen bleiben, Signor Pavarese. Die Schwester bringt Ihnen alles. Nur den Knopf drücken, den roten." Willi deutete auf den Bedienungsknopf neben dem Bett.

„Schon gut, Signor Willi." Giovanni stand auf, öffnete den Schrank und nahm seine Kleidung heraus. Dreckspuren zogen sich über Hose und Hemd.

„Soll ich für Sie klingeln?"

No!" Giovannis Augen leuchteten kurz auf. „Grazie!"

Langsam zog er seine Kleidungsstücke an. Bei jeder Bewegung sah Willi ein leichtes Zucken in Giovannis Gesicht. Sicher hatte er Kopfschmerzen und Prellungen sollen noch schmerzhafter als Brüche sein.

„Wo sind meine Schlüssel und der Geldbeutel?"

„Die Schwester weiß es bestimmt. Soll ich?" Will hob die Bedienungsleiste hoch und hielt den Daumen über den roten Knopf."

Lasciami in pace!" Er machte eine abwehrende Bewegung und humpelte zur Tür. „ArrivederLa!"

 

Herma erstarrte. Es war der gleiche Hund von gestern. Ein Mischling zwischen Schäferhund und Collie, vermutete Herma. Sein Bellen klang allerdings nicht mehr so freundlich. Sie presste sich an die Hausmauer. Der Hund stellte sich vor sie und bellte weiter als wollte er ihr Vorwürfe machen.

„Ruhig, Hundchen!" Hermas versuchte ein Lächeln. Sie lugte zum Schuppen und weiter zu ihrem Fahrrad. In diesem Moment wünschte sie sich das Auto her. In dem wäre sie sicher.

Das Tier machte ein paar Schritte auf sie zu. Herma hielt den Atem an.

„Keine Angst, Kleiner!" Sie drückte sich an die Mauer entlang Richtung Schuppen. Der Hund nahm sie jedoch weiter ins Visier und folgte jeder Bewegung.

„Tante Herma geht jetzt dort hin, ja." Wieder tat sie einen Schritt.

Das Bellen wurde lauter.

„Nein, Hundchen, ich …

„Lupo, komm zu Frauchen!" Die Tür stand offen und im Lichtschein der Innenbeleuchtung konnte Herma die Frau erkennen. Instinktiv zog Herma ihren Bauch ein, um sich schmäler zu machen. Hoffentlich sah sie sie nicht. „Komm geh zu Frauchen!" flüsterte sie.

„Lupo!" Der Hund machte einen Schritt Richtung Tür, überlegte es sich jedoch und bellte weiter Herma an.

„Braver Lupo!", versuchte Herma es noch mal. „Du musst schön folgen. Wo ist Frauchen."

Der Hund winselte, machte kehrt und rannte zu der Frau im Eingangsbereich. Herma atmete auf.

„Lupo, mein Schatz, hast du wieder eine Katze gejagt? Na komm schon."

Dann knallte die Tür.

Das war knapp, Herma! Sie lugte wieder durchs Fenster. Die Frau klopfte die Bauchseite des Tiers, sagte etwas zu ihm und drehte sich dann zu dem Mann um. Der telefonierte gerade. Die Frau legte ihren Zeigefinger an den Mund und schüttelte den Kopf. Anscheinend kannte sie den Anrufer.

Eine Katze miaute. Erschrocken blickte Herma ins Dunkel. Als sie sich wieder umdrehte, waren beide verschwunden.

 

.. Folge 21 ..

© Sonja B.-Hoffmann

 
 

 Copyright © 2005
  Stand: 04.08.2007