Ferieninsel Krautsand - 21 -

 

 

 

 

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Giovanni blieb im beleuchteten Eingangsbereich des Krankenhauses stehen. Sein Atem ging schnell. Vorsichtig tastete er nach seinem schmerzenden Kopf. Die Umgebung wirkte verschwommen, so als ob er durch eine Gardine schauen würde.

Ich will ins Bett, dachte er. Auf einmal wünschte er sich in das Krankenzimmer zurück. Zu der freundlichen Schwester, die ihm die Stirn kühlte, etwas zu trinken reichte und Tabletten gegen die Schmerzen gab. Er brauchte einfach nur daliegen, die Augen schließen und sich um nichts kümmern.

„Reiß dich zusammen", murmelte er. „Das Rennen. Denk an das Rennen."

Vor dem Krankenhaus warteten mehrere Taxis auf Kundschaft.

Mit unsicheren Schritten ging Giovanni auf das erste in der Reihe zu. Mit einem Stöhnen ließ er sich auf den Beifahrersitz fallen und nannte dem Fahrer die Adresse. Über die Bezahlung würde er sich Gedanken machen, wenn er am Hof angekommen war.

„Sind Sie ausgerissen?" Der Fahrer grinste.

„Fahren Sie schon."

Blubbernd sprang der Motor an und der Wagen rollte auf die Straße.

„Ich frage ja nur, weil Sie nicht gerade gesund aussehen. Was ist Ihnen denn passiert? "

Giovanni gab keine Antwort. Er schloss die Augen.

Wieso hatte ihn niemand im Krankenhaus besucht? Möglicherweise, weil Don Vento sich bei dem Unfall verletzt hatte. Das bedeutete das Ende ihres sorgfältig ausgeklügelten Plans. Die Vorbereitungen, das bereits investierte Geld - alles umsonst.

An allem war nur diese blöde Kuh schuld. Wie bescheuert musste jemand sein, der hinter einem Pferd herbrüllte und sogar hupte? Aber sie würde ihre Strafe bekommen.

„Dafür sorge ich."

„Haben Sie was gesagt?" Der Fahrer schaute ihn von der Seite an.

Giovanni schüttelte den Kopf. Sofort schoss ein schneidender Schmerz hinter seiner Stirn entlang. Er lehnte sich zurück und kniff die Augen zusammen, bis der Schmerz wieder erträglicher wurde.

Eine halbe Stunde später bog der Taxifahrer in die Seitenstraße, die zu dem Hof führte.

„Kommen Sie mit hoch. Im Haus liegt Geld." Der Fahrer nickte und folgte Giovanni den Weg hinauf. Die Tür war nicht abgeschlossen, in der Küche brannte Licht.

„Alfredo?" Keine Antwort. Giovanni entdeckte Alfredos Geldbörse auf der Küchenablage. Er nahm den Betrag heraus, bezahlte und schloss mit einem Seufzen die Tür hinter sich zu. Der Lichtkegel des davon fahrenden Taxis streifte das Fenster.

Wenn er doch nur ins Bett könnte. Aber als erstes musste er nach Don Vento sehen. Sicher fand er auch Alfredo dort. Giovanni ging langsam Richtung Schuppen. Ein heller Streif drang durch einen Spalt unter der Tür. Kein gutes Zeichen. Er legte die Hand auf die Klinke.

„Und wenn Giovanni morgen nicht fahren kann?"

„Der fährt. Notfalls kriegt er auch was von dem Rezept." Ein hämisches Lachen folgte. Giovanni stockte. Täuschte ihn sein malträtiertes Gehirn oder hörte er tatsächlich Ruths Stimme? Was machte sie hier mit Alfredo? Wieso klang sie so abfällig?

Mit einem Ruck zog er die Tür auf.

 

.. Folge 22 ..

© Marion Pletzer

 
 

 Copyright © 2005
  Stand: 30.07.2007